In der dunklen und nass-kalten Jahreszeit ist es schnell passiert: Feuchtes Laub auf dem Boden, eine vereiste Pfütze auf dem Gehweg oder in der frühen Dämmerung den Bordstein nicht richtig gesehen und schon ist man gestürzt. In Deutschland gibt es jährlich etwa eine halbe Million Krankenhauseinweisungen, die unmittelbar auf einen Sturz zurückzuführen sind.
Vielfältige Ursachen
Besonders ältere Menschen sind häufig nicht mehr so fit und dadurch gefährdet, zu stürzen. Neben Knochenbrüchen oder Kopfverletzungen können auch der Verlust des Selbstvertrauens und der Selbstständigkeit Folge von Stürzen im höheren Alter sein. Aber warum stürzen ältere Menschen überhaupt schneller? Gründe dafür können altersbedingte Veränderungen des Gleichgewichts, der Muskelkraft oder der Sehkraft sein. Auch chronische Erkrankungen, Nebenwirkungen von Medikamenten sowie Umweltgefahren, zum Beispiel Nässe, Glätte und Dunkelheit in der kalten Jahreszeit, begünstigen Stürze und daraus resultierende Verletzungen.
Diagnose: Gangunsicherheit
„Nehmen wir als Beispiel eine ältere Patientin, die nicht mehr so gut zu Fuß ist, sich nicht mehr so viel bewegt. Da ist die Gefahr zu stürzen höher als bei jemandem, der im gleichen Alter noch viele Wege zu Fuß erledigt und einen besseren Allgemeinzustand hat“, erklärt Ute Repschläger, Physiotherapeutin und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten. Wenn dann auch noch Erkrankungen wie zum Beispiel Osteoporose, also eine verminderte Knochendichte, ins Spiel kommen, kann ein Sturz zu schwerwiegenden Verletzungen führen. „In unserem Beispiel ist die Patientin ausgerutscht, gestürzt und hat sich dabei – glücklicherweise – nur eine Rippe gebrochen. Bei der Behandlung stellt ihr Arzt eine sogenannte Gangunsicherheit fest und verordnet Physiotherapie“, so Repschläger weiter. Eine Gangunsicherheit ist eine nicht näher bezeichnete Störungen des Ganges und der Mobilität, die die Beweglichkeit des Patienten einschränkt. In der physiotherapeutischen Behandlung werden – nach individueller Befundung des Therapeuten – Koordination und Gleichgewicht des Patienten trainiert.
Physiotherapeutische Anleitung vor und nach Stürzen
Bei vielen Diagnosen arbeiten unterschiedliche Professionen zusammen daran, den Patienten möglichst schnell wieder fit zu machen oder ihm das Leben zu erleichtern. Wie diese Zusammenarbeit aussehen kann, legen dabei sogenannte Leitlinien fest. Die globale Leitlinie zur Sturzprävention und -behandlung wurde von Experten verfasst und gibt unter anderem Empfehlungen zur Vorbeugung von sowie zur Therapie nach Verletzungen durch Stürze. Sie empfiehlt beispielsweise regelmäßige körperliche Betätigung, um Kraft, Gleichgewicht und Beweglichkeit zu erhalten oder zu verbessern. Dabei können Physiotherapeuten gezielt unterstützen, indem sie auf Grundlage der körperlichen Funktionstests des Ganges und des Gleichgewichts geeignete Übungen auswählen und anleiten. „Das können Kräftigungsübungen der Bein- und Rumpfmuskulatur, aber auch Koordinations- und Gleichgewichtsübungen auf unebenen Untergründen wie beispielsweise Weichmatten sein, um die Standsicherheit zu trainieren“, so die Physiotherapeutin Repschläger. „Welche Übungen genau Sinn machen, hängt dabei von der individuellen Situation und körperlichen Verfassung des Patienten ab.“ Im Verlauf der Therapie kann der Schwierigkeitsgrad je nach Fortschritt angepasst werden. Dabei sollten die Übungen aber nicht nur in der Therapie, sondern auch zuhause durchgeführt werden. Hierfür erarbeitet der Physiotherapeut mit dem Patienten ein individuelles Heimübungsprogramm. In das Training können dabei auch Aktivitäten des täglichen Lebens wie das Treppensteigen integriert werden.
Auch zuhause sicher unterwegs
Neben dem Training gehört auch eine Beratung in Bezug auf eine Sturzprävention zu einem ganzheitlichen Behandlungsprogramm. Betroffene sollten darüber aufgeklärt werden, wie das häusliche Umfeld und der Alltag gestaltet werden können, um Stürze – auch zuhause – zu vermeiden: Patienten mit Gangunsicherheiten sollten beispielsweise darauf achten, lose Teppiche in der Wohnung zu vermeiden, in Bereichen mit Rutschgefahr (Treppenhäuser, Badezimmer) sollten Handläufe angebracht bzw. genutzt werden. Eine angemessene Beleuchtung in Fluren, Treppenhäusern und Kellern hilft ebenfalls bei der Vermeidung von Stürzen. Hilfsmittel wie Gehhilfen oder Rollatoren können älteren Menschen zusätzliche Unterstützung und Stabilität bieten. Diese Hilfsmittel können durch den behandelnden Arzt verordnet werden. Der Umgang mit den Hilfsmitteln kann dann beispielsweise mit dem Physiotherapeuten geübt werden. „Ziel ist es, eine möglichst hohe Sicherheit in Gang und Stand zu erreichen, damit die Patienten weiterhin am täglichen Leben teilnehmen können, dazu zählt auch mal ein Einkauf bei Regen oder ein Termin trotz leichtem Schneefall“, so Repschläger. „Am wichtigsten ist aber natürlich die Eigensicherung – das gilt aber für alle Altersgruppen.“
]]>Über den Sommer war die Corona-Pandemie aus der öffentlichen Wahrnehmung fast verschwunden: Die Zahl der akut Erkrankten ist merklich zurückgegangen und viele berichten eher von erkältungsähnlichen Symptomen. Wenn Erkrankte allerdings nach einer überstandenen Corona-Infektion nicht wieder auf die Beine kommen oder sich plötzlich neue Symptome einstellen, spricht man von Long- oder Post-COVID. Allein in Deutschland gehen Wissenschaftler von mindestens einer Million Betroffenen aus.
Manche Patienten, die an Long-/Post-COVID erkrankt sind, haben auch noch Wochen und Monate nach der eigentlichen Infektion Beschwerden und Schwierigkeiten, wieder in den Alltag zurückzufinden. Die Behandlung von Long-/Post-COVID-Patienten beinhaltet oft das Zusammenspiel verschiedener Professionen im Gesundheitswesen – auch die Physiotherapie spielt dabei eine wichtige Rolle.
Eine Krankheit, viele Symptome
Wenn nach einer Corona-Infektion gesundheitliche Einschränkungen noch länger als vier Wochen anhalten oder neue hinzukommen, spricht man von Long-COVID. Die Bezeichnung Post-COVID beschreibt Beschwerden, die mehr als zwölf Wochen nach einer Infektion mit dem Corona-Virus bestehen bleiben oder im Zusammenhang damit neu auftreten. Die Symptome von Long- und Post-COVID können je nach Patient und Krankheitsverlauf sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. „Die Forschung ist in diesem Bereich noch am Anfang, aber wir wissen mittlerweile aus verschiedenen Quellen, dass sich einige Symptome von Long- und Post-COVID mit Physiotherapie behandeln lassen“, so Ute Repschläger, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V. und selbst Physiotherapeutin.
Häufige Beschwerden sind beispielsweise Atembeschwerden, die bei körperlicher Aktivität auftreten, eine eingeschränkte körperliche Belastbarkeit oder eine schnelle und ausgeprägte Erschöpfung, Fatigue genannt. Nehmen die Beschwerden bereits nach kleinerer Anstrengung deutlich zu und können auch durch Erholung und Schlaf nicht gelindert werden, spricht man von einer Post-exertionellen Malaise (PEM) oder Belastungsintoleranz. Auch Muskel- und Gliederschmerzen, Kopfschmerzen sowie Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns können als Folge einer Corona-Infektion auftreten.
„Interessant ist, dass die Stärke der Symptome bei Long- oder Post-COVID nicht zwingend in Zusammenhang mit der Schwere der Beschwerden bei der akuten Corona-Infektion stehen müssen“, erklärt Repschläger. „Selbst wenn die Corona-Infektion mild verlaufen ist, kann sich eine Long- oder Post-Covid-Erkrankung einstellen.“
Das richtige Maß
Bei einer eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit muss die Therapie individuell an den Patienten angepasst werden. Dies ist besonders relevant, wenn eine Belastungsintoleranz vorliegt, damit es nach der Behandlung nicht zu einer Symptomverschlechterung kommt. Die Orientierung an den eigenen Belastungsgrenzen und das Belasten unterhalb dieser wird „Pacing“ genannt. „Es ist für die Patienten wichtig, zu erkennen, wo ihre Belastungsgrenzen liegen. Beim Pacing führt man stets weniger Aktivitäten aus, als man Energie zur Verfügung hat. Das ist nicht nur während der Physiotherapie, sondern auch im Alltag essenziell. Körperliche Bewegung allgemein und gezielte Übungen für den Bewegungsapparat im Speziellen bleiben aber weiter wichtig für die Gesundheit. Kurze Übungseinheiten sind dabei besser geeignet als lange“, erläutert die IFK-Vorstandsvorsitzende.
Die Physiotherapie
Nicht nur Fachärzte (zum Beispiel Lungenfachärzte und Orthopäden), sondern auch Allgemeinmediziner können eine Verordnung für eine physiotherapeutische Behandlung bei Long- und Post-COVID ausstellen. Verordnet wird beispielsweise Krankengymnastik, gerätegestützte Krankengymnastik oder Manuelle Therapie. Hinzu kommen gegebenenfalls ergänzende Heilmittel, wie Wärmetherapie mit der heißen Rolle (Behandlung mit feuchtwarmen Tüchern). Durch die unterschiedlichen Symptome, die bei einer Long- oder Post-COVID-Erkrankung auftreten können, muss die Therapie individuell angepasst werden.
Bei Atemproblemen oder anhaltendem Husten, beispielsweise nach einer Corona-Infektion mit Beatmung auf einer Intensivstation oder einer langfristigen Schädigung der Lunge, kann Atemtherapie helfen, die Symptome zu lindern. Dabei führt der Therapeut gezielte Griffe durch, um das Bewusstsein des Patienten für die Atmung zu fördern, das Zwerchfell zu entspannen oder die Rippen zu mobilisieren. Der Patient spürt seiner Atmung nach und erlernt beispielsweise die Brust- und die Bauchatmung. Auch Hustentechniken, um das Abhusten von den Bronchien zu erleichtern, werden geübt.
Bei Patienten mit einer Belastungsintoleranz werden in der physiotherapeutischen Behandlung vor allem Entspannungsübungen, Wahrnehmungsschulungen und Atemtherapie durchgeführt. Auch kleine Übungsprogramme werden zusammen mit dem Patienten erarbeitet. Wichtig ist dabei, dass der Therapeut beachtet, welche körperlichen Kapazitäten der Patient hat. Auch das selbstständige Führen von Pacing-Protokollen und Symptomtagebüchern, um die Grenzen der eigenen Belastbarkeit im Blick zu behalten, ist im Rahmen der physiotherapeutischen Behandlung dieser Patienten sinnvoll.
Individuelle Behandlung wichtig
Nicht jeder Long- oder Post-COVID-Patient hat eine Belastungsintoleranz. Je nach individuellem Krankheitsverlauf kann die Physiotherapie daher auch einen Schwerpunkt auf das Training von Kraft und Ausdauer legen. Gerade Patienten mit langer Bettlägerigkeit benötigen in der Regel ein klassisches Rehabilitationsprogramm mit einer kontinuierlichen Steigerung der Belastung. Hier hilft der Therapeut bei der angemessenen Dosierung des Trainings. Auch Koordination und Gleichgewicht müssen in diesen Fällen häufig geschult werden.
„In der Physiotherapie, besonders auch bei der Behandlung von Long- und Post-COVID-Patienten, ist es wichtig, individuell auf die Symptome und Bedürfnisse der Patienten einzugehen“, schließt die IFK-Vorstandsvorsitzende Repschläger.
Bei der Suche nach einem Physiotherapeuten hilft der IFK gerne weiter. Dazu können Patienten die IFK-Therapeutensuche nutzen.
]]>Physio innovativ: wissenschaftlich und digital
Der diesjährige IFK-Tag der Wissenschaft am 23. Juni 2023 stand unter dem Motto „Physio innovativ: wissenschaftlich und digital“. An der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH) erwartete die Teilnehmer ein spannendes Programm mit wegweisenden Vorträgen darüber, wo Digitalisierung und Innovation in der Physiotherapie bereits gelebte Praxis sind und wie diese die Versorgung von Patienten verbessern.
"Unser Thema dieses Jahr dreht sich um Digitalisierung und Innovationen in der Physiotherapie. Der IFK begleitet die Entwicklungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen schon seit Jahren genau. Einen besonderen Blick haben wir dabei auf die Ziele, die die Politik in diesem Bereich verfolgt“, so IFK-Vorstandsvorsitzende Ute Repschläger in ihrer Begrüßung. „Mit zahlreichen Gesetzesinitiativen hat man sich in der jüngeren Vergangenheit auf den Weg gemacht, die Mammutaufgabe ‚Digitalisierung‘ im deutschen Gesundheitswesen zu bewältigen“, sagte Repschläger und leitete damit das Thema für die Vorträge der folgenden Stunden ein.
Von Telepräsenzrobotern bis Physiotherapieregistern
Vielfältige Themen von Telepräsenzrobotern für die Pflege und Unterstützung von Schlaganfallpatienten über ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Evaluation des physischen Rehabilitationsverlaufs und der individualisiert digitalisiert gesteuerten Therapie von Patienten nach künstlichem Kniegelenksersatz bis hin zu Ultraschallverfahren zur Messung von Muskelsteifigkeit bei Schmerzen zeigten digitale Möglichkeiten in der Physiotherapie auf. „Wir brauchen eigene Forschung für die Praxis“, stellte Prof. Andrea Pfingsten, Professorin für Physiotherapie und Leiterin des Physiotherapielabors an der OTH Regensburg klar. Einen Blick auf Innovationen in der physiotherapeutischen Versorgung europäischer Nachbarn gab Ingebrigt Meisingset, Wissenschaftler der Norwegian University of Science and Technology (NTNU). Er sprach über zwei Projekte mit dem Ziel, ein computergestütztes klinisches Entscheidungshilfesystem zu entwickeln.
Preisverleihung für Nachwuchswissenschaftler der Physiotherapie
Traditionell werden beim IFK-Tag der Wissenschaft Preise für besonders herausragende Abschlussarbeiten von Absolventen in der Physiotherapie verliehen. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bekamen dabei die Möglichkeit, ihre Arbeiten den Teilnehmern des Wissenschaftstags kurz vorzustellen, bevor sie ihre Preise in Empfang nehmen durften. Insgesamt hatten sich in diesem Jahr 20 Absolventen aus neun Hochschulen für die IFK-Wissenschaftspreise beworben.
Die diesjährigen Preisträger des IFK-Wissenschaftspreises in der Kategorie „Bachelorarbeiten – klinisch/experimentell“ sind:
Diese Preise wurden gesponsert von der Helmsauer Gruppe.
Die diesjährigen Preisträger des IFK-Wissenschaftspreises in der Kategorie „Bachelorarbeiten – Literatur/Konzept“ sind:
Die Preise dieser Kategorie wurden von opta data gesponsert.
Die diesjährigen Preisträger des IFK-Wissenschaftspreises in der Kategorie „Masterarbeiten“ sind:
Die Preise der Kategorie „Masterarbeiten“ wurden von ETL Advision und Optica gesponsert.
Die diesjährigen Preisträger des IFK-Wissenschaftspreises in der Kategorie Posterpreise sind:
Die Posterpreise wurden gesponsert vom Thieme Verlag.
Hier finden Sie Details zum Programm des IFK-Tags der Wissenschaft und den Wissenschaftspreisträgern .
]]>Immer häufiger müssen Patienten auf einen Physiotherapietermin warten, weil die Physiotherapiepraxen vollständig ausgelastet sind. Ute Repschläger, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V., appelliert daher an Ärzte und Patienten: „Wenn eine geplante Operation ansteht, macht es durchaus Sinn, bereits im Vorfeld einen Termin in einer Physiotherapiepraxis zu vereinbaren.“
Bei vielen Operationen ist die Physiotherapie im Anschluss ein wichtiger Bestandteil der Behandlung, um die Heilung zu unterstützen und dem Patienten schnellstmöglich wieder ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Besonders bei einem geplanten Eingriff, der nicht aufgrund einer spontanen Verletzung oder Erkrankung erfolgt, sollten Patient und Arzt bereits im Vorfeld den geplanten Therapieverlauf besprechen. „Die ärztlichen Kollegen können eine Einschätzung geben, wann nach der Operation voraussichtlich mit der Physiotherapie begonnen, welches Heilmittel verordnet werden soll und ob Hausbesuche nötig sind. Der Patient kann dann frühzeitig einen Termin in einer Physiotherapiepraxis vereinbaren“, erklärt Repschläger. „Dieses Vorgehen bringt Vorteile für alle Beteiligten: Die Physiotherapiepraxen können langfristiger ihre Termine planen und die Patienten erhalten zeitnah nach dem Eingriff die notwendige Therapie.“
Wichtig ist neben dem zeitlichen Aspekt vor allem die Art des Heilmittels, das verordnet werden soll. Bei der Planung der Behandlungseinheiten in der Praxis macht es einen Unterschied, ob beispielsweise Krankengymnastik, Manuelle Therapie oder manuelle Lymphdrainage verordnet wird.
„Natürlich kann es bei einer Operation oder im Heilungsverlauf zu Komplikationen kommen, die den Behandlungsbeginn der Physiotherapie verzögern“, zeigt sich Repschläger verständnisvoll. Dann sollte der Patient möglichst zeitnah seine Termine absagen oder verschieben. Denn nicht besetzte Termine sind nicht nur für die selbstständigen Physiotherapeuten ärgerlich, sie verwehren auch anderen Patienten die Chance, eine physiotherapeutische Behandlung wahrzunehmen.
Rund 17 Prozent der Männer ab 50 Jahren erkranken an Prostatakrebs. Das Prostatakarzinom ist ein bösartiger Tumor, der aber in der Regel langsam wächst. Wird die Erkrankung rechtzeitig entdeckt, sind die Behandlungschancen daher meist günstig. Physiotherapie kann nach einer Operation helfen, Nebenwirkungen zu lindern.
Um das Prostatakarzinom zu entfernen, stehen je nach Ausmaß oder Stadium der Erkrankung eine Bestrahlung oder eine Operation als Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl. Beide Verfahren sind in sieben von zehn Fällen erfolgreich. Allerdings gehen beide mit Einschränkungen wie Inkontinenz oder Impotenz nach der Behandlung einher.
Inkontinenz als häufige Nebenwirkung
Die Prostata liegt im Becken unterhalb der Harnblase. Sie umschließt den oberen Teil der Harnröhre. Aufgrund dieser Lage kommt es häufig vor, dass Patienten nach einer operativen Prostataentfernung Schwierigkeiten beim Halten des Urins haben. In vielen Fällen verbessern sich die Beschwerden in der ersten Zeit nach der Operation. Jeder zweite Patient hat auch nach drei Monaten noch Probleme beim Halten des Urins.
Physiotherapie und Kontinenztraining hilft bei Inkontinenz
Bei Inkontinenz nach der Prostataentfernung kann Physiotherapie einen wichtigen Beitrag zur Besserung der Beschwerden leisten. Das ist besonders wichtig, denn viele Patienten empfinden Harninkontinenz als belastend und beschämend. „Die Lebensqualität der meisten Betroffenen leidet enorm darunter, Urin nicht richtig halten zu können. Das führt in vielen Fällen zu großer Verunsicherung“, sagt Ute Repschläger, Physiotherapeutin und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V. „Mit der richtigen physiotherapeutischen Behandlung kann man allerdings eine deutliche Verbesserung erzielen, in vielen Fällen verschwinden die Probleme sogar ganz.“
Zu Beginn einer physiotherapeutischen Behandlung führt der Therapeut eine physiotherapeutische Diagnostik durch und erstellt einen individuellen Behandlungsplan. Elemente der Behandlung können beispielsweise Wahrnehmungsschulungen zum Erspüren des Beckenbodens oder das Erlernen der gezielten Regulierung der Muskelspannung sein. Auch Entspannungstechniken, Koordinationsübungen sowie Kraft-, Kraftausdauer- und Verhaltenstraining können Teil der Behandlung sein.
Individuelle Beratung
Der Physiotherapeut prüft, welche Behandlung individuell sinnvoll ist. Der Patient sollte dazu am besten schon vor der Operation mit seinem behandelnden Arzt über die Anschlussbehandlung sprechen und frühzeitig Physiotherapietermine vereinbaren, um Wartezeiten zu vermeiden.
„Neben der eigentlichen Behandlung gibt der Physiotherapeut wertvolle Tipps für den Alltag“, erklärt Repschläger. „Bei Aktivitäten sollte beispielsweise zu viel Druck auf den Beckenboden vermieden werden, um diesen nicht übermäßig zu beanspruchen. Denn eine ständige Druckbelastung würde den Beckenboden eher schwächen als stärken. Aus diesem Grund sollten Patienten darauf achten, aus dem Liegen über die Seite aufzustehen, anstatt den Oberkörper gerade aufzurichten. Beim Heben von schweren Gegenständen empfiehlt es sich, auf eine gerade Oberkörperhaltung zu achten und aus der Beinmuskulatur heraus zu heben. Zudem sollten schwere Gegenstände nah am Körper gehalten werden, ohne dabei die Luft anzuhalten.“
Auf der Suche nach einem Physiotherapeuten hilft der IFK gerne weiter. Nutzen Sie dazu die IFK-Therapeutensuche.
Rund 260.000 Menschen erleiden nach Angaben der Deutschen Schlaganfallgesellschaft jährlich einen Schlaganfall. Schnelle Hilfe kann entscheidend sein, um das Überleben bzw. das Überleben mit möglichst wenigen Beeinträchtigungen zu gewährleisten. Neben einer schnellen Erstversorgung ist auch die (physio-)therapeutische Versorgung danach von großer Bedeutung. „Physiotherapie ist ein wichtiger Baustein, um Folgeschäden und Einschränkungen möglichst gering zu halten“, sagt Ute Repschläger, Physiotherapeutin und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK e. V.).
Die häufigsten Ursachen für einen Schlaganfall sind ein Hirninfarkt, eine Hirnembolie oder eine Hirnblutung, durch die die Durchblutung des Gehirns plötzlich gestört wird. Zellen werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und können absterben. Neben der Schnelligkeit der medizinischen Hilfe ist die Ausprägung der Beeinträchtigungen auch davon abhängig, in welchem betroffenen Hirnareal bzw. in welchen -arealen es zu einer Durchblutungsstörung kommt. Ist beispielsweise in der rechten Hirnregion der Bereich für die motorische Kontrolle betroffen, so kann es zu Lähmungserscheinungen bzw. Funktionsstörungen des linken Beins und/oder Arms kommen. Bei Schädigung weiterer Hirnareale sind Gleichgewichts- und Orientierungsstörungen sowie Sensibilitätsstörungen häufige Folgen.
Wichtig ist, dass Physiotherapie möglichst früh, also bereits in der Klinik, einsetzt und nach dem Krankenhausaufenthalt ohne Unterbrechung ambulant fortgeführt wird. Die Behandlung von Patienten, die nach einem Schlaganfall ins heimische Umfeld zurückkehren, geschieht immer im Team. Der behandelnde Hausarzt, Neurologe oder Internist stellt die notwendigen Heilmittelverordnungen aus. Je nach individuellem Krankheitsbild können neben der Physiotherapie auch Ergotherapie oder Logopädie verordnet werden.
Besucht der Patient nach der Entlassung aus dem Krankenhaus das erste Mal den niedergelassenen Physiotherapeuten, verschafft sich dieser in der Eingangsuntersuchung und einem Gespräch einen umfassenden Überblick über die aktuellen Einschränkungen (und auch die individuell wahrgenommenen Einschränkungen) des Patienten. Im Mittelpunkt steht, welche körperlichen Fähigkeiten in Bezug auf die Bewältigung des Alltags und die Teilhabe am sozialen Leben benötigt werden. Ist beispielsweise die Gehfähigkeit beeinträchtigt, so prüft der Physiotherapeut die dafür notwendigen Faktoren wie Kraft, Ausdauer und Koordination. Weitere wichtige Fragen, die ebenfalls zur Therapie gehören, sind: In welcher Weise sind die Selbstständigkeit und Aktivität betroffen? Welche Einschränkungen bestehen im sozialen Leben?
In der Regel erfolgt die physiotherapeutische Behandlung von Schlaganfallpatienten mit Maßnahmen auf neurophysiologischer Grundlage. Das sind Behandlungskonzepte wie das Bobath-Konzept oder auch die „Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation“ (PNF), mit denen gestörte Bewegungsmuster neu erlernt werden sollen. Der behandelnde Therapeut muss hierfür eine entsprechende Weiterbildung absolviert haben.
Der Patient und ggf. auch seine Angehörigen werden immer aktiv in den Behandlungsprozess einbezogen und zu den therapeutischen Möglichkeiten beraten, z. B. in der Akutphase, der Reha-Phase oder auch bei Behandlungen vor Ort zu Hause. Ganz praktisch gesehen kann die Behandlung eines Schlaganfallpatienten wie folgt aussehen. Die Beispiele verdeutlichen den Therapieverlauf bei zwei häufigen Störungsbildern:
Der Patient hat als Folge des Schlaganfalls in der rechten Gehirnhälfte Einschränkungen in der Kraft und/oder Koordination des linken Beins sowie bei der Bewegungskontrolle. Das Patientenziel ist es daher, die Funktion des betroffenen Beins zu verbessern, sodass tägliche Aktivitäten wie das Gehen innerhalb und außerhalb der Wohnung oder das Treppensteigen wieder möglich sind. Der Physiotherapeut wird daher Bewegungen wieder anbahnen sowie gemeinsam mit dem Patienten Kraft- und Koordinationsübungen für beide Beine und den Rumpf erarbeiten. Daneben wird er bei Bedarf auch den Umgang mit Hilfsmitteln trainieren. Idealerweise gestaltet sich der Therapieverlauf so, dass der Patient wieder selbstständig (wenn möglicherweise auch mit Hilfsmitteln) gehen kann. Ein Eigenübungsprogramm, zusammengestellt vom behandelnden Physiotherapeuten, unterstützt den erfolgreichen Therapieverlauf.
Hat der Patient Einschränkungen in der Kraft und Koordination der linken Schulter, des linken Arms sowie in der Feinmotorik der linken Hand, möchte sich aber wieder selbstständig ankleiden können, integriert der Physiotherapeut dieses alltagsbezogene Ziel in die laufende Behandlung. Durch präzise muskuläre Aktivitäten, Eigenübungen für Kraft und Koordination des Arms und der Hand sowie Übungen für die Feinmotorik der Finger arbeiten Physiotherapeut, Patient und Angehörige problemlösend gemeinsam an der Funktion „Ankleiden.
Bei beiden Beispielen spielt die Körperwahrnehmung und das Entdecken von Bewegungsressourcen eine große Rolle, auch, um das Potenzial des Patienten auszuschöpfen. „Die Therapie richtet sich immer nach dem gesundheitlichen Zustand sowie den individuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten des Patienten und hat zum Ziel, dass der Patient mit der größtmöglichen Lebensqualität so gut wie möglich wieder am Leben teilnehmen kann“, betont Ute Repschläger.
Bildunterschrift: Der Physiotherapeut arbeitet zusammen mit der Patientin daran, die Gehfähigkeit zu verbessern. Copyright Lopata/IFK
„Fehlbelastungen oder falsche Einschätzungen der eigenen Belastbarkeit können zu Muskel- und Gelenkbeschwerden im Rücken und Schulterbereich führen“, sagt Ute Repschläger, Physiotherapeutin und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK e. V.). „Doch wer ein paar Tipps beachtet, kann unerwünschte Nachwirkungen in der Regel vermeiden.“
Starre Vorgaben gehören dabei der Vergangenheit an. „Die moderne Physiotherapie kategorisiert nicht mehr in ,richtige‘ und ,falsche‘ Bewegungen“, erläutert Repschläger. „Grundsätzlich gilt: Die beste Haltung ist immer die Nächste.“ Denn wer über längere Zeiträume in der gleichen Position verharrt und dabei womöglich noch immer dieselben Bewegungen mit (schwerem) Gerät ausübt, läuft in Gefahr, Gewebe und Körperstrukturen überzubelasten. In der Folge kann es zu unangenehmen Verspannungen der Muskulatur oder auch schmerzhaften Entzündungen von Sehnengewebe kommen. Mit gleichsam einfachen wie effektiven Maßnahmen kann Überlastungsreaktionen entgegengewirkt werden.
Bewegungsabläufe variieren
Abwechslung lautet daher die Devise: Statt eine Tätigkeit über einen längeren Zeitraum „durchzuhalten“, ist es daher sinnvoll, die Bewegungsabläufe zu variieren. Eine Möglichkeit ist, sich zwischendrin einer anderen Aufgabe zu widmen. Häufig besteht aber auch die Möglichkeit, die Aufgabe mal anders „anzupacken“. Kreativität ist dabei gefragt: Eine Hecke kann beispielsweise mal von unten oder oben beschnitten werden, von rechts nach links und umgekehrt. Zwischendrin schon mal das Schnittgut zu beseitigen, hat Vorteile: Am Ende bleibt nicht mehr so viel übrig und es wird einer einseitigen Belastung vorgebeugt.
Gegenbewegung ausführen
Wenn es sich bei bestimmten Arbeiten nicht vermeiden lässt, über längeren Zeitraum in einer einseitigen Haltung zu verharren, ist es sinnvoll, hin und wieder Gegenbewegungen auszuführen. Wer beispielsweise lange gebückt arbeitet, kann zwischendurch aufstehen, den Rücken gerade machen und strecken. Auch Lockerungsübungen wie das Schütteln von Armen und Beinen sowie sanfte Dehnübungen können helfen.
Pausen einlegen
Die Tasse Kaffee zwischendurch ist nicht nur Luxus, sondern von therapeutischer Seite zu empfehlen. Wichtig ist, das für sich richtige Verhältnis zwischen Belastung und Entspannungsphasen zu finden. Die individuelle Belastbarkeit kann stark variieren. Man sollte sich daher die Arbeit gut einteilen, Pausen planen und das Tagespensum überschaubar halten.
Grundsätzlich ist ein stabiles Muskelkorsett die Grundvoraussetzung für schmerzfreies Bewegen und Arbeiten. Dies gilt auch für Gartenarbeit und Heimwerken. Auf der anderen Seite kann die körperliche Betätigung rund um Heim und Garten auch als gute Trainingsmöglichkeit so ganz nebenbei betrachtet werden – wenn die Tipps entsprechend beachtet werden.
Wen der Rückenschmerz trotzdem erwischt hat, braucht nicht in Panik geraten. Nach einer warmen Dusche und moderater Bewegung verschwinden die meisten Beschwerden nach wenigen Tagen wieder. Wenn sich die Beschwerden jedoch hartnäckig halten, kann ein Physiotherapeut gegebenenfalls nach Rücksprache mit dem Arzt hinzugezogen werden. „Der Physiotherapeut kennt eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten bei Schmerzen, berät aber auch gerne, wie das Muskelkorsett gestärkt werden kann, damit es erst gar nicht so weit kommt“, betont Ute Repschläger.
]]>Mit Wärme verbinden die meisten Menschen positive Gefühle insbesondere in der kalten Jahreszeit. Doch Wärme kann auch als therapeutisches Mittel angewendet werden, wie erfolgreich in der Physiotherapie. Wärmeanwendungen werden häufig als vorbereitende und unterstützende Maßnahme für physiotherapeutische Behandlungen eingesetzt.
„Die äußerliche Anwendung von Wärme ist ein therapeutisches Verfahren, das schon seit Jahrhunderten praktiziert wird und auch in unserer modernen Welt Bestand hat“, sagt Ute Repschläger, Physiotherapeutin und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V.
Die Wärmetherapie wird in der Nationalen Versorgungsleitlinie nichtspezifischer Kreuzschmerzen, die Behandlungsoptionen bei Rückenschmerzen aufzeigt, als ergänzende Behandlungsoption zu aktivierenden Therapiemaßnahmen aufgeführt. Sie ist ein thermotherapeutisches Verfahren und gehört zur Gruppe der physikalischen Medizin. Die Wärmetherapie macht sich die Reaktionen von Haut, Unterhaut und tieferen Geweben auf die Wärmeeinwirkung zunutze, um ihre heilende Wirkung zu entfalten. Die Wärmetherapie kann auf vielfältige Art und Weise appliziert werden. Die unterschiedlichen Anwendungsformen unterscheiden sich durch das physikalische Prinzip, das für die Wärmeübertragung verantwortlich ist.
Dabei gibt es drei unterschiedliche Wirkprinzipen. Das Prinzip der Wärmeleitung(Konduktion) findet bei Wärmepackungen Anwendung. Dabei kommen häufig die sogenannten Peloide zum Einsatz, die besonders gut Wärme speichern können. Peloide (griech. pelos = weicher Schlamm) sind Materialien wie Ton oder Lehm, die als Packungen aufgelegt werden. Die Wärmeströmung(Konvektion), wie bei einem heißen Bad, und die Wärmestrahlung in Form von Infrarotstrahlung sind weitere Möglichkeiten der Wärmeapplikation.
Die Wirkung der Wärme wird unter anderem über Thermorezeptoren vermittelt. Durch die Stimulation kommt es zu reflektorischen Effekten, die über nervale Verbindungen zwischen den Rezeptoren – zum Beispiel zwischen der Haut und dem Organsystem – übertragen werden. Dadurch erreicht die Wärme die oberflächlichen Strukturen und hat auch eine Wirkung auf tiefergelegene Schichten.
Die Wärmetherapie hat folgende therapeutische Effekte:
Oft angewendete Formen der Wärmetherapie sind Packungen mit Peloiden, die Heiße Rolle sowie die Infrarot- und die Heißluftbehandlung. Die Peloide Heilerde, Moor und Fango werden häufig als Packungen aufgelegt. Die Einwirkzeit liegt zwischen 20 und 30 Minuten. Eine Fango- oder Moorpackung ist sehr vielseitig und kann auf lokale Körperpartien, Muskelgruppen und Gelenke appliziert werden. Bei einer Rückenproblematik kann der gesamte Rücken behandelt werden – oder einzelne Bereiche wie der Lendenwirbel-Gesäß- oder der Schulter-Nacken-Bereich.
Die Heiße Rolle ist eine Wärme-Behandlung mit einer Rolle aus trichterförmig aufgerollten Handtüchern. In die Handtücher-Rolle wird kochendes Wasser eingefüllt. Die Kombination aus Wärme und aktiv rhythmischen Roll- und Streichbewegungen führt lokal zu einer starken Mehrdurchblutung und Stoffwechselverbesserung. Die Wirkung überträgt sich reflektorisch auf innere Organe und die Muskulatur im Behandlungsgebiet.
Bei der Infrarotbehandlung erzeugt das Infrarotlicht Wärme auf der damit behandelten Körperstelle. Diese Therapieform wird häufig ergänzend neben Therapiemethoden aus der Physiotherapie bei Patienten mit Schmerzen des Bewegungsapparats eingesetzt. Das Infrarotlicht ist ein natürlicher Bestandteil des Sonnenlichtspektrums. Die Infrarotstrahlung erreicht die oberflächlichen Hautschichten und sorgt für eine Mehrdurchblutung, wodurch wiederum Stoffwechselprozesse angeregt werden, die eine schmerzlindernde Wirkung hervorrufen. Die Behandlung mit Heißluft entspannt die Muskulatur und lindert Schmerzen. Für Patienten, die sich ungern in eine Packung „einpacken lassen“, kann diese Anwendung eine gute Alternative sein.
Durch die unterschiedlichen Wärmeanwendungen wird das Bindegewebe flexibler und der Muskeltonus sinkt, sodass beispielsweise mobilisierende Techniken an Gelenken besser durchgeführt werden können. Indikationen für den Einsatz von Wärmetherapie sind unter anderem Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats im chronischen Stadium (z.B. Morbus Bechterew), Arthrosen, muskuläre Verspannungen, Schulter-Nackenverspannungen, Rückenschmerzen und Kiefergelenksbeschwerden/Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD).
Manchmal ist eine Wärmeanwendung nicht angeraten oder sollte zuerst mit einem Arzt besprochen werden. Das gilt etwa bei akuten Entzündungen wie grippalen Infekten oder akuten Gelenkentzündungen, (hohem) Fieber, offenen Hautverletzungen oder Hautirritationen im zu behandelnden Körperareal. Aber auch Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Bluthochdruck (Hypertonie), Krebserkrankungen, Blutungsneigung, Durchblutungsstörungen wie bei Raucherbein, Thrombosen oder Krampfadern sowie Sensibilitätsstörungen (verminderte Wahrnehmung sensibler Reize wie Wärme und Kälte) können eine Kontraindikation darstellen.
Eine klassische Indikation für den Einsatz von Wärmetherapie im Rahmen der physiotherapeutischen Behandlung ist der „Hexenschuss“. Neben der manuellen Therapie und der Anleitung von aktivierenden Maßnahmen kann eine heiße Rolle mit feuchten Tüchern unterstützend in der Therapie eingesetzt werden. Damit wird einerseits aktiv auf einen ökonomischen Bewegungsablauf hingearbeitet und andererseits die verspannte Muskulatur bearbeitet. „Beim Hexenschuss aber auch bei vielen anderen Indikationen stellt die Wärmetherapie eine sinnvolle Ergänzung in der physiotherapeutischen Behandlung dar“, erklärt Repschläger.
Im Yoga stärken gezielte Körperübungen, Asanas genannt, die Muskulatur, andere steigern die Dehnungsfähigkeit der Gewebe und halten die Wirbelsäule beweglich. Atemtechniken und -übungen gehören zum Übungsablauf dazu. Dabei ist ein Gleichgewicht aus Stabilität und Flexibilität das zentrale Thema. Zu den körperlichen Übungen befähigt die Einbeziehung der Psyche die Übenden, Stressmuster rechtzeitig zu erkennen und aufzulösen, am besten natürlich bevor sie sich (unbewusst) körperlich manifestieren und zu Beschwerden führen können.
Bei allen positiven Effekten rät die erfahrene Physiotherapeutin Ute Repschläger Neueinsteigern aber auch längerfristig Praktizierenden, sich nicht von der grazilen Beweglichkeit trendiger Yoga-Stars etwa auf den Social-Media-Kanälen zu Übungen verleiten zu lassen, welche die eigenen körperlichen Voraussetzungen überfordern. Eine Portion Vorsicht ist insbesondere bei bestehenden Vorerkrankungen angezeigt. Im Zweifelsfall sollten sich Yoga-Übende besser beraten lassen, welche Asanas geeignet sind. „Wir Physiotherapeuten wissen, welche Übungen bei welchen Einschränkungen ohne Bedenken praktiziert werden können und einen positiven Effekt auf das Beschwerdebild haben und welche eher kontraproduktiv sind“, betont Ute Repschläger.
Patienten mit Problemen im unteren Rücken (genauer gesagt dem Kreuzbein-Darmbein-Gelenk oder Iliosakralgelenk, kurz ISG) sind in Physiotherapiepraxen häufig vertreten. Eine ISG-Problematik kann durch langes Sitzen, muskuläres Ungleichgewicht, asymmetrische Bewegungen, Lockerungen der Bänder im Beckenbereich nach Schwangerschaften oder Arthrosen entstehen. Dabei ist häufig ein gestörtes Zusammenspiel von Muskeln, Faszien, Sehnen und Bändern ursächlich. Für diese Patienten kann dann der im Yoga häufig praktizierte Drehsitz weniger geeignet sein, da er eine ISG-Blockierung hervorrufen kann. Die sogenannte Brücke (Bezeichnung im Yoga: Setu Bandhasana) ist dagegen eine gute Übung, um auch bei wiederkehrenden Schmerzen eine Linderung zu erzielen (siehe Übung 1: Brücke).
Bedingt durch wenig Bewegung wie beispielsweise durch langes Sitzen im Büro entstehen häufig Probleme in der Brustwirbelsäule, die sich als Schmerzen zwischen den Schulterblättern bemerkbar machen. Auch die Halswirbelsäule wird durch eine lange Bildschirmarbeit stark belastet. Häufig ziehen die Schmerzen dann von der Halswirbelsäule hoch in Richtung Hinterkopf und können zu Kopfschmerzen führen. Zur Mobilisation der Brustwirbelsäule empfehlen Physiotherapeuten die Übung, die im Yoga Katze-Kuh-Übung (Chakravakasana) genannt wird, wobei bei sitzenden Tätigkeiten, die vor allem zu einem Rundrücken führen, nur die Bewegung in die Streckung betont werden sollte (siehe Übung 2: Mobilisation Brustwirbelsäule).
Die präzise Ausführung der Übungen ist für den gesundheitlichen Nutzen entscheidend. Physiotherapeuten können die Übungen anleiten und gegebenenfalls individuell abwandeln. Die Vorbeuge (Yoga: Uttanasana) ist ein Beispiel für eine im Yoga gerne praktizierte Übung, die auf den ersten Blick einfach erscheint, aber insbesondere für Ungeübte mit einem Verletzungspotenzial einhergeht. Die Vorbeuge sollte besonders bei Vorerkrankungen nicht auf Anhieb bis in die maximal mögliche Bewegungsausführung reichen. Eine verkürzte rückseitige Beinmuskulatur oder eine eingeschränkte Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule können Gründe dafür sein, dass die Maximalposition nicht erreicht wird. Hier kann ein Physiotherapeut helfen, indem die Vorbeuge abgewandelt wird (siehe Übung 3: schonende Vorbeuge).
Sanfte Übungen helfen bei Beschwerden:
1. Übung: die Brücke
Ausgangsstellung ist die Rückenlage, die Hände liegen neben dem Körper, Handinnenflächen zeigen Richtung Decke. Die Beine werden angewinkelt und die Füße werden hüftbreit aufgestellt. Der Kopf liegt flach auf dem Boden. Das Gesäß wird angespannt, die Hüfte angehoben und auch der Rücken hebt Wirbel für Wirbel ab. Diese Spannung für 20 bis 30 Sekunden halten, dabei gleichmäßig weiter atmen. Fortgeschrittene können aus dieser Position heraus abwechselnd ein Bein ausstrecken. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Becken nicht absinkt, sondern in einer waagerechten Position bleibt. Dann den Rücken Wirbel für Wirbel und auch die Hüfte langsam wieder Richtung Boden absenken. Die Übung sollte mehrmals hintereinander durchgeführt werden.
2. Übung: Mobilisation der Brustwirbelsäule
Ausgangsstellung ist der Vierfußstand. Die Handgelenke befinden sich unter den Schultern, dabei bilden Handgelenk, Ellbogen und Schulter eine senkrechte Linie. Die Knie stehen unter den Hüften. Kopf und Wirbelsäule sind in einer neutralen, geraden Position, dabei ist der Blick Richtung Boden gerichtet. Übungsablauf: Mit der Einatmung wird der Oberkörper in eine Art Hohlrücken abgesenkt und der Blick dabei nach oben ausgerichtet. Mit der Ausatmung geht man in die Mittelstellung zurück (gerader Rücken). Die Bewegungen sollten langsam und bewusst mit Hilfe des Atemrhythmus mehrmals hintereinander durchgeführt werden.
3. Übung: schonende Vorbeuge
Beginn der Übung ist im hüftbreiten Stand. Mit der Ausatmung langsam vom Kopf her Wirbel für Wirbel abrollen und in die Vorbeuge gehen, die Hände werden in Richtung Boden geführt. Kopf und Schulter sind dabei entspannt. Anfänger und Trainierende mit verkürzter Oberschenkelmuskulatur sollten die Knie leicht beugen Die Hände müssen dabei nicht den Boden berühren, sondern können auch auf den Schienbeinen locker abgelegt werden, sodass nur eine halbe Vorbeuge entsteht. Die Dehnung entsteht allein durch das Körpergewicht. Diese Stellung für einige Atemzüge halten. Diese Position mit der Einatmung verlassen und den Rücken wieder aufrollen.
]]>Barfußlaufen liegt im Trend. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die einen wollen den Kontakt zum Boden oder auch zur Natur spüren. Andere glauben, barfuß zu laufen sei gesund. Sogar das Joggen ohne Schuhe findet immer mehr Anhänger. Ist Barfußlaufen uneingeschränkt und für jeden empfehlenswert? Oder gibt es Ratschläge, die insbesondere „Einsteiger“ beachten sollten? „Barfußlaufen stärkt die Muskulatur des Fußes. Aber wie bei jedem Trainingsstart sollten körperliche Einschränkungen abgeklärt und langsam begonnen werden“, sagt Ute Repschläger, Physiotherapeutin und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Selbstständiger Physiotherapeuten (IFK e. V.).
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Der Fuß ist ein komplexes Gebilde
Der Fuß besteht aus 28 Knochen, 33 Gelenken und zahlreichen Muskeln. Die Gelenke sind zuständig für die Dynamik, sorgen aber auch für die Stabilität des Fußes. Alle Teile arbeiten gemeinsam in diesem hochkomplexen System. Nur ein Teil des Fußes bildet mit einigen Fußknochen einen Bodenkontakt. Die anderen Teile werden durch die Muskulatur in einer Bogenform gehalten. Außerdem befindet sich eine Sehnenplatte, die sogenannte Plantaraponeurose beziehungsweise Plantarfaszie, unter dem Fuß. Diese verläuft von dem Fersenbein beginnend v-förmig nach vorne in Richtung der Zehen. Sie sorgt ebenfalls für Stabilität und hat eine abfedernde Wirkung während des (Barfuß-)Laufens.
Ist Barfußlaufen gesund?
Barfußlaufen stärkt die Muskulatur .
Die Füße sind darauf ausgelegt, das Körpergewicht bei jedem Schritt abzufedern. Werden Schuhe getragen, die eine zu starke Unterstützung des Fußgewölbes geben, wird die natürliche Knick- und Senkung des Fußgewölbes unterbunden. Die Fußmuskulatur, die diese Aufgabe eigentlich übernimmt, wird dadurch geschont und geschwächt. Es gibt natürlich Fälle, in denen eine starke Unterstützung wie beispielsweise durch Einlagen erforderlich ist. Diese Menschen sollten auf das Barfußlaufen verzichten. Viele Fehlstellungen der Hüfte oder auch Rückenbeschwerden stehen in Zusammenhang mit den Füßen. Wenn die Füße zu schwach oder unterschiedlich stark muskulär ausgebildet sind, werden unbewusst Ausweichbewegungen gemacht, die zu muskulären Dysbalancen führen können.
Wer barfuß laufen will, sollte langsam anfangen
Um seinen Füßen und dem gesamten Körper etwas Gutes zu tun, ist es daher zeitweise sinnvoll und ein gutes Training, barfuß zu laufen. Aber das muss gelernt werden. Die Füße sollten sich langsam an die neuen Belastungen gewöhnen können. Die Fußmuskulatur benötigt wie jeder andere Muskel auch Zeit, um sich anzupassen. Empfehlenswert ist es daher, am Anfang nur kurze Strecken – am besten auf einem weichen, natürlichen Untergrund (Wiese, Waldboden, Strand) – barfuß zu laufen und mit dem Tragen von Schuhen abzuwechseln. Bei Vorverletzungen gilt besondere Vorsicht. „Nach Fuß- und auch Knieverletzungen wie Bänderrissen sollte zunächst gezielt Muskelaufbau und Propriozeptionstraining, also Stabilitätsübungen und Gleichgewichtstraining auf instabilen Untergründen, bei einem Physiotherapeuten betrieben werden“, rät Ute Repschläger. Der Physiotherapeut erkennt auch angeborene Fehlstellungen, bei denen der Verzicht auf Schuhe nicht sinnvoll ist.
Fit fürs Barfußlaufen?
Wer wissen möchte, ob er fit genug dafür ist, kann mit kleinen Tests seine Füße überprüfen. Und wenn es nicht so ganz reicht, sind schon einfache Übungen (siehe unten) sehr effektiv, um die Muskulatur zu trainieren.
Ist die Achillessehne flexibel genug?
Stellen Sie sich in Schrittstellung mit dem Gesicht zu einer Wand und stützen Sie sich mit beiden Händen mit gestreckten Armen an der Wand ab. Das vordere Bein ist leicht gebeugt, das hintere Bein ist gestreckt. Versuchen Sie, mit der hinteren Ferse den Boden zu berühren. Je weiter Sie das Bein nach hinten stellen, desto schwieriger wird es sein, die Ferse flach auf den Boden zu platzieren. Gleiches gilt, wenn Sie bei der Durchführung der Übung das hintere Bein im Knie leicht beugen und dabei ebenfalls nicht mit der Ferse den Boden berühren können. Den Test sollten Sie für beide Beine durchführen.
Trainingstipps für die Achillessehne
Diese Testungen können ebenfalls als Dehnübung durchgeführt werden. Nehmen Sie die vorher beschriebene Ausgangsstellung ein. Sie drücken bei dem hinteren Bein die Ferse in Richtung Boden und sollten dabei eine Dehnung in Ihrer Wade spüren. Diese Übung führen Sie sowohl mit geradem als auch mit leicht gebeugtem Knie durch. Diese Dehnungen sollten Sie für jedes Bein für jeweils 30 bis 60 Sekunden halten und pro Seite drei- bis fünfmal wiederholen.
Alternative Übung: Stellen Sie sich dazu mit beiden Vorfüßen auf eine Treppenstufe. Zur Unterstützung am Treppengeländer festhalten. Ein Fuß begibt sich nun in den Zehenspitzenstand, bevor die Ferse langsam in Richtung der unteren Treppenstufe bewegt wird. Achten Sie darauf, dass das Bein gestreckt bleibt. Nun wird diese Position etwa 30 bis 60 Sekunden gehalten, danach folgt der Wechsel auf das andere Bein. Es kann durchaus zehn bis zwölf Wochen dauern, bis sich die Elastizität Ihrer Sehnen verbessert.
Tipps f ür die Plantarsehne
Wer bei der Überprüfung der Achillessehne nicht gut abgeschnitten hat, sollte sich auch die Plantarsehne vornehmen, da die vermutlich auch etwas Training benötigt. Die Plantarsehne ist einerseits sehr kräftig und wirkungsstark, andererseits lässt sie sich nur schwer dehnen. Man kann jedoch versuchen, Verkrampfungen oder Verdickungen zu lösen, um ihre Flexibilität zu steigern. Legen Sie dazu im Sitzen ein Bein über das andere, das Fußgelenk ruht auf dem Knie des anderen Beins. Die Plantarsehne verbindet Ferse und Vorfußballen, Sie können die kräftige Sehne gut ertasten und Verhärtungen spüren. Drücken Sie darauf und bewegen Sie dabei die Zehen. Praktizieren Sie das Ganze pro Fuß jeweils zwei Minuten täglich, dreimal in der Woche, bis Sie eine Besserung spüren.
Bewegliche Zehen sind wichtig
Können Sie den großen Zeh einzeln bewegen? Pressen Sie im Stehen Ihren großen Zeh auf den Boden, während Sie die anderen Zehen leicht anheben. Das Fußgelenk sollte allerdings nicht nach innen oder außen gedreht werden. Achten Sie darauf, dass Ihre Großzehe dabei gestreckt bleibt und nicht krallt. Wenn Sie die Großzehe einzeln bewegen können, lässt sich die Balance besser halten.
Trainingstipps für die Beweglichkeit der Zehen
Die Zehenbeweglichkeit kann auch trainiert werden. Heben Sie abwechselnd nur die Großzehe oder die anderen Zehen vom Boden ab. Dies können Sie mehrmals am Tag üben, natürlich am besten ohne Schuhe. Da es hier um das Training der Koordination geht und nicht um die Kraft, werden Sie schnell Verbesserungen bemerken – normalerweise innerhalb von ein paar Tagen bis zu zwei Wochen.
Wer das kleine Trainingsprogramm absolviert hat, wird feststellen: Barfuß zu laufen tut der Seele gut und kann unter den genannten Bedingungen auch gesund sein. „Wer die von Physiotherapeuten empfohlenen Übungen macht, hat auf jeden Fall was für die Fußgesundheit getan“, betont die erfahrene Physiotherapeutin Ute Repschläger. „Wer unsicher ist, sollte allerdings besser der Rat des Physiotherapeuten einholen.“
]]>Mit der Vergütungserhöhung um 14,09 Prozent zu den Bundeshöchstpreisen vom 1. Juli 2019 hat die Schiedsstelle der Physiotherapiebranche zwar eine deutliche Preissteigerung zugesprochen. Dies ist ein wichtiger Zwischenschritt. Wirtschaftlich tragfähig ist das Ergebnis aber nicht. Die Erhöhung erlaubt es Praxisinhaberinnen und Praxisinhabern zum Beispiel noch immer nicht, ihren Angestellten ein Gehalt zu bezahlen, das dem eines nach TVöD bezahlten Angestellten im stationären Bereich entspricht. Solange dies nicht möglich ist, sind ambulante Physiotherapiepraxen speziell gegenüber stationären Einrichtungen, aber auch mit Blick auf den Arbeitsmarkt insgesamt nicht konkurrenzfähig. Diese Konkurrenzfähigkeit ist aber dringend vonnöten, um die Attraktivität der Berufe in der Physiotherapie nachhaltig zu steigern, um so die ambulante Versorgung von Patientinnen und Patienten langfristig zu sichern.
Grundlage für die langen Verhandlungen und das anschließende Schiedsverfahren war das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG). Darin hat der Gesetzgeber die maßgeblichen Verbände und den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV-SV) beauftragt, Preise festzulegen, die „eine leistungsgerechte und wirtschaftliche Versorgung ermöglichen“.
Ohne die Klage könnte das von der Schiedsstelle festgesetzte Preisniveau von den Krankenkassen als „leistungsgerecht und wirtschaftlich“ im Sinne des TSVG bewertet werden. Dadurch wäre der Verhandlungsrahmen für die nächsten Jahre deutlicher enger, weil sich zukünftige Vergütungserhöhungen nur an einem Inflationsausgleich und durchschnittlichen Lohnsteigerungen orientieren würden. „Wenn wir die Ergebnisse des Schiedsspruches in dieser Form akzeptieren, würden wir den gesetzlichen Auftrag, dass unsere Leistungen leistungsgerecht und wirtschaftlich tragfähig vergütet werden sollen, aufgeben“, so die vier Verbandsvorsitzenden.
Da die Verbände diese Angemessenheit der Preise aber nach wie vor nicht sehen, haben sie sich gemeinsam entschlossen, den Schiedsspruch zu beklagen. Aus ihrer Sicht ist der Auftrag des TSVG erst dann vollständig erfüllt, wenn die Vergütung physiotherapeutischer Leistungen eine leistungsgerechte und wirtschaftliche Versorgung der Patienten gewährleistet. Das ist bislang nicht der Fall.
]]>Keine Chance für Nacken- und Rückenprobleme: Wer am Schreibtisch arbeitet, kann trotzdem effektive Übungen in seinen Arbeitsalltag integrieren, um Beschwerden vorzubeugen oder zu lindern. „Es gibt eine Reihe von Übungen, die kaum sichtbar und überall durchführbar sind“, sagt Ute Repschläger, Physiotherapeutin und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK e. V.). „Schon mit einem kleinen ,Workout‘ können die wichtigsten Muskelgruppen aktiviert und trainiert werden.“
Die Schreibtischarbeit ist auf dem Vormarsch. Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland gehen einer Bürotätigkeit nach, das sind 14,8 Millionen Menschen, Tendenz steigend, belegt die Statistik herausgegeben vom Institut der deutschen Wirtschaft. Während der Corona-Pandemie hat sich für viele die Arbeit ins Homeoffice verlagert. Nicht immer genügt der heimische Arbeitsplatz ergonomischen Anforderungen. Umso wichtiger ist es daher, einen Ausgleich zu schaffen.
Wegen der einseitigen Belastung der Muskulatur kommt es bei der Schreibtischarbeit oft zu Schmerzen im Nacken und im Rücken. Der allgemeine Bewegungsmangel kann zudem weitere gravierende Folgen haben wie etwa Bandscheibenvorfälle oder Osteoporose und sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Weitere gesundheitliche Folgen sind Bluthochdruck, Diabetes TYP 2 und Übergewicht.
„Wir Physiotherapeuten empfehlen spezielle Übungen für die Halswirbelsäule und Schultern, aber auch ein Kräftigungsprogramm für die weiteren wichtigsten Muskelgruppen“, sagt Repschläger. „Neueinsteigern“ rät sie, sich lieber ein kleines Programm vorzunehmen, das dann aber regelmäßig durchzuführen. Ein festes Zeitfenster oder auch ein gestellter Timer können an die kleine Bewegungseinheit erinnern. „Studien belegen, dass Bewegung am Arbeitsplatz positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat“, berichtet Repschläger. „Und jeder Einzelne wird für sich feststellen, dass sich das persönliche Wohlbefinden zunehmend verbessert“, wirbt die erfahrene Physiotherapeutin für das Zwischendrin-Workout.
Übungen:
„Workout“ im Sitzen
Halswirbelsäule
Setzen Sie sich aufrecht an eine Wand, der Hinterkopf ist an der Wand angelehnt. Der Kopf macht nur eine kleine Nickbewegung, sodass ein Doppelkinn entsteht und der Hinterkopf an der Wand noch oben gleitet. Der Hinterkopf löst sich dabei nicht von der Wand. Während der Übung sollte eine Spannung im vorderen Halsbereich zu spüren sein. Die Spannung acht Sekunden halten, acht Sekunden pausieren und drei bis fünf Durchgänge ausführen. Die Übung stärkt die vordere Halsmuskulatur.
Trizeps
Oberarmstrecker: Die Unterarme parallel auf die Platte legen, Hände flach, die Finger zeigen nach vorn. Pressen Sie die Unterarme kräftig gegen die Unterlage. Die Spannung halten für mindestens acht Sekunden, dann acht Sekunden Pause. Die Übung zwei- bis dreimal wiederholen. Noch unauffälliger: Die Unterarme jeweils auf den gleichseitigen Oberschenkel legen.
Bizeps
„Stille Denkerpose“: Beugen Sie den rechten Arm vor dem Körper, Ober- und Unterarm bilden etwa einen 90-Grad-Winkel. Legen Sie die linke Hand von oben in die rechte und drücke beide mindestens acht Sekunden lang kräftig gegen einander. Auf der anderen Seite wiederholen. Zwei bis drei Durchgänge pro Seite.
Schulter
Setzen Sie sich in einen Stuhl mit Armlehnen. Legen Sie die Unterarme von innen dagegen. Drücken Sie die Arme nun kräftig zur Seite beziehungsweise gegen die Lehnen. Spannungsposition acht Sekunden halten, ebenso lange pausieren. Zweimal wiederholen.
Dehnung Brustbereich
Verschränken Sie die Arme hinter dem Kopf, die Ellenbogen zeigen nach außen, und lehnen Sie sich im Bürostuhl nach hinten. Tief ein und ausatmen, es sollte eine Dehnung in der Brust zu spüren sein.
Adduktoren
Training der Schenkelinnenseiten: Nehmen Sie Ihre Aktentasche, ein Telefonbuch oder einfach nur beide Fäuste und klemmen Sie sie zwischen die Oberschenkel. Pressen Sie nun die Oberschenkel kräftig zusammen. Die Spannung acht Sekunden halten. Dann kurz entspannen und zweimal wiederholen.
Workout im Stehen
Zehenstand
Stellen Sie sich aufrecht hinter den Bürostuhl, halten sich an der Rückenlehne fest und drücken sich auf die Zehenspitzen hoch. Das ist auch in der Küche zum Beispiel beim Warten auf Teewasser oder am Kopierer möglich.
Diese Übung kräftigt die Wadenmuskulatur, beeinflusst den venösen Rückfluss und aktiviert den gesamten Organismus.
Kniebeugen
Die Beine werden Hüftbreit auseinandergestellt, das Gesäß geht nach hinten unten, so als wenn man sich auf einen Stuhl setzen möchte. Bei Kniebeugen und Zehenstand sollten die Muskeln „brennen“, also ordentlich belastet werden, um den größten Effekt zu haben.
Po
Durch ständiges Sitzen werden die Gesäßmuskeln nur wenig beansprucht. Als Übung kann man sich vorstellen, mit den Gesäßhälften eine Münze festhalten zu wollen: Beide Pobacken acht Sekunden lang fest zusammenkneifen und acht Sekunden entspannen. Diese Übung lässt sich mehrmals täglich durchführen.
…und einige weitere Tipps
Gehen
Wer einen Bürojob hat, kommt häufig nicht mal auf 2.000 Schritte täglich, empfohlen werden jedoch mindestens 10.000 Schritte täglich. Nutzen Sie den Weg zur Arbeit: Mit dem Rad fahren oder wenn möglich zu Fuß gehen. Stellen Sie sich beim Telefonieren hin oder gehen mal auf und ab.
Atemübungen
Atemübungen können Stress abbauen und Verspannungen lösen. Oft atmen wir nur in einen Teil der Lunge. Sinnvoll ist es, das ganze Zwerchfell zu benutzen. Das tiefe Ein- und Ausatmen kann durch eine Kontaktatmung verinnerlicht werden. Legen Sie dazu eine Hand auf den Brustkorb und eine Hand auf den Bauch. Atmen Sie tief ein, dabei spüren Sie, wie sich der Abstand der beiden Hände zueinander vergrößert. Beim Ausatmen wird der Abstand der beiden Hände automatisch wieder kleiner. Mehrmals tief ein- und ausatmen, zur Entspannung die Ausatmungsphase verlängern.
Zähneknirschen, Schmerzen beim Kauen oder Nackenschmerzen – dies alles können Symptome für eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) sein. Die CMD ist eine durchaus häufige Erkrankung: Schätzungen zufolge leiden rund 15 Prozent der deutschen Erwachsenen an einer behandlungsbedürftigen CMD, wobei mehr Frauen als Männer betroffen sind. Während früher von einer reinen Kieferfehlstellung und Funktionsstörung des Kausystems ausgegangen wurde, weiß man heute, dass eine Vielzahl von Faktoren beteiligt ist.
Wer unter folgenden Symptomen leidet, sollte auch an eine CMD denken:
Nicht selten haben Patienten eine längere Leidensgeschichte hinter sich, bevor das Krankheitsbild richtig eingeordnet wird. Der Physiotherapie kommt dabei in Zusammenarbeit mit den ärztlichen Disziplinen eine besondere Bedeutung zu. „Das Beschwerdebild ist sehr heterogen; die Therapie der CMD gehört definitiv in die Hände eines erfahrenen Physiotherapeuten“, betont Ute Repschläger, Physiotherapeutin und Vorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK).
Die Ursachen für das Beschwerdebild werden in drei Gruppen eingeteilt. So können die knöchernen, anatomischen Strukturen im Mund-Kieferbereich Ursache für die individuellen Beschwerden sein bzw. dazu beitragen. Verletzungen oder auch eine angeborene Fehlanlage der Kieferknochen zählen ebenso dazu wie Zahnfehlstellungen – oder gegebenenfalls auch ungewünschte Auswirkungen von Zahnentfernungen und -füllungen. Wird der Fokus auf den funktionellen Aspekt gelegt, stehen Veränderungen des neuromuskulären Zusammenspiels im Mittelpunkt. Zähneknirschen (Bruxismus), Zähnepressen und Wangenbeißen können ebenso daran beteiligt sein wie beispielsweise Kaugummikauen. Nicht zuletzt können statische Veränderungen in der Körperhaltung eine Rolle spielen, bei der sich biomechanische Hebelwirkungen ungünstig auswirken können. Auch die Psyche darf bei der Ursachenfindung nicht vergessen werden. Stress gilt ebenfalls als eine Ursache oder ein Puzzleteil im Gesamtbild.
In der Behandlung und Therapie kann die Zusammenarbeit mit Kieferorthopäden erforderlich sein, beispielsweise wenn eine Versorgung mit einer Kieferschiene notwendig ist. Der Physiotherapeut kennt eine Vielzahl an Therapiemethoden, die effektiv dazu beitragen, Funktionsstörungen zu beheben und Schmerzen zu lindern. Die Therapie wird individuell auf den Patienten abgestimmt und richtet sich nach den jeweiligen Symptomen.
Dem behandelnden Physiotherapeuten steht dabei eine Vielzahl an therapeutischen Techniken zur Verfügung. Entsprechend dem individuellen Krankheitsbild finden beispielweise funktionelle Übungsbehandlungen der Physiotherapie Anwendung wie beispielsweise krankengymnastische Übungen. Über passive Weichteiltechniken sowie Muskelentspannungs- und Massagetechniken wird ein Reiz auf die Muskulatur ausgeübt, der eine Mehrdurchblutung und Senkung der Muskelspannung zur Folge hat.
Aber auch die manuelle Therapie mit ihren passiven Mobilisationstechniken am Kiefergelenk wird erfolgreich eingesetzt. Auf das Kiefergelenk wird dabei ein äußerer Reiz ausgeübt, der im Zielgewebe eine Reaktion hervorruft. Hierdurch kann eine Verbesserung der Stoffwechsellagen (verbesserte Durchblutung und Heilungstendenz, erhöhte Elastizität des Gewebes, reduzierte Muskelspannung, Schwellungsabbau, Förderung der Regeneration) und letztendlich eine Schmerzreduktion erreicht werden. Aber auch die PNF-Therapie (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation), die bei Patienten mit gestörten natürlichen Bewegungsabläufen eingesetzt wird, die physikalische Therapie in Form von Kälte- oder Wärmeanwendungen oder auch Ultraschall sind weitere Therapiemöglichkeiten.
„Der Therapeut entscheidet nach dem individuellen Befund, welche physiotherapeutischen Techniken oder eine Kombination davon eingesetzt werden sollten, um die größtmögliche Besserung zu erzielen“, sagt Repschläger. Liegt die Ursache im Mund-Kieferbereich kann der Zahnarzt oder Kieferorthopäde Physiotherapie verordnen. Bei Problemen im Bereich der Wirbelsäule ist der Hausarzt oder Orthopäde Ansprechpartner.
Als weitere Säule der Therapie leitet der Physiotherapeut auch Eigenübungen für zu Hause an. „Um den Therapieerfolg langfristig zu sichern, sollten Mobilisations- und andere physiologische Bewegungen zur Schmerzreduktion in den Alltag eingebaut werden“, rät Repschläger. „Mit Physiotherapie und konsequenten Eigenübungen kann der Patient auch nach einer länger andauernden Beschwerdelage eine deutliche Verbesserung erzielen.“
„Pass auf, dass du keinen Zug abbekommst.“ Fast jeder kennt diesen gut gemeinten Rat, der auf die vermeintlichen Folgen von Zugluft abzielt: Nackenschmerzen und der vielbeschworene „steife Hals“. Das Thema ist derzeit sehr aktuell: Die gute Durchlüftung geschlossener Räume ist in Zeiten der Corona-Pandemie besonders wichtig. Während die einen die Warnung vor Zugluft als „Ammenmärchen“ abtun, bereitet anderen jeder Lufthauch ein Unbehagen. Ist Zugluft also ein Problem für den Nacken? „Ein einfaches ,Ja´ oder ,Nein´ reicht nicht aus: Neuere Erkenntnisse legen nahe, dass die physiologischen Grundlagen komplexer sind als bislang angenommen“, betont die Physiotherapeutin und Vorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK e. V.), Ute Repschläger.
Bislang wurde davon ausgegangen, dass gerade der kaum merkliche, aber konstante Luftzug tückisch für die Muskulatur sein kann. Bei leichter Zugluft streicht die Luft über einzelne Körperstellen, meistens über einen längeren Zeitraum. Die Körperstelle kühlt aus, die Gefäße ziehen sich aufgrund der Kälte zusammen. Als Folge werden die Muskeln nicht mehr so gut durchblutet und in ihrer Funktion und ihrem Zusammenspiel eingeschränkt. Dieser Mechanismus wird als Ursache für Nackenschmerzen angesehen.
Neuere Studienergebnisse legen nahe, dass der angenommene Mechanismus komplexer ist. „Als Physiotherapeuten müssen wir uns den Zusammenhang von Muskelspannung und Schmerz anschauen“, berichtet Repschläger. Erste Erklärungsansätze liefert eine aktuelle Studie, die die Muskelspannung bei Frauen mit Nackenschmerzen im Vergleich zu beschwerdefreien Frauen untersucht: „Subjektiv empfundene Nackensteifigkeiten und Schmerzen stehen nicht mit einer erhöht messbaren Muskelspannung in Verbindung“, so Repschläger. Anders als erwartet zeigten im Durchschnitt alle Muskelschichten in der Schmerzgruppe eine etwas geringere Steifigkeit als in der Gruppe ohne Nackenschmerzen Der Unterschied lag nicht in der für Therapeuten tastbaren oberflächlichen Muskulatur, sondern in der Tiefe. Wieso nehmen Patienten dann den Muskel als steif wahr, wenn dieser nicht messbar steif ist?
Hierzu lassen sich momentan nur Erklärungsversuche heranziehen. Normalerweise weiß das Unterbewusstsein, wie sich der Körper und Bewegungen, die von Muskeln durchgeführt werden, anfühlen. Wenn die Wahrnehmung einer Bewegung nicht zum Normalzustand passt, kann der Körper diese Bewegung als steif interpretieren. Erklären lässt sich dies durch die verschiedenen Muskelschichten, die für unterschiedliche Aufgaben zuständig sind. Die tieferen Schichten starten die Bewegung und sorgen für Stabilität. Wenn diese tieferen Muskelschichten nicht gut arbeiten können, wird mehr Energie benötigt, um eine Bewegung durchzuführen. Diese benötigte Mehrenergie könnte ursächlich für die gefühlte Steifigkeit sein. Die Studie zeigt umso deutlicher, dass die Behandlung der Schmerzsymptomatik in die Hände eines fachkundigen Physiotherapeuten gehört. Dieser stimmt aufgrund der Symptome der Patienten und nach dem spezifischen Befund die Behandlung auf jeden Patienten individuell ab.
Für die Betroffenen steht zunächst der Schmerz im Vordergrund. Sie können sich bei Beschwerden an die physiotherapeutische Fachpraxis wenden. Physiotherapeuten kennen eine Reihe von effektiven Hilfsmaßnahmen und beraten gern. Bei leichteren Beschwerden kann der Betroffene versuchen, sich durch Wärmeanwendung sowie sanfte Dehn- und Bewegungsübungen selber zu helfen. So manche davon sind einfach umzusetzen und können als „Erste-Hilfe-Maßnahme“ problemlos in den Alltag integriert werden (siehe Kasten).
Wenn die Problematik länger anhält, sollte weitere professionelle Hilfe hinzugezogen werden. Der Arzt kann dann eine Verordnung für Physiotherapie ausstellen. Der Physiotherapeut hält eine große Anzahl von wirkungsvollen Behandlungsoptionen bereit. Dazu gehören etwa eine passive Mobilisation, muskelentspannende Techniken sowie aktive Übungsprogramme. Vor allem die Manuelle Therapie wird dabei gern eingesetzt. Sich gar nicht oder nur eingeschränkt zu bewegen, ist dagegen kontraproduktiv. Dann können die Beschwerden andauern oder sich sogar verschlimmern.
Wer den akuten Schmerz dann überstanden hat, sollte darüber nachdenken, mit Kräftigungsübungen fortzufahren – insbesondere bei häufigem Auftreten von Nackenschmerz. „Nach diesen neueren Erkenntnissen können wir Physiotherapeuten nur empfehlen, die tiefere Muskulatur zu kräftigen. Dadurch kann die gesamte Muskulatur besser mit negativen Einflüssen jeglicher Art umgehen. Auch hier unterstützen wir gern“, sagt Repschläger.
Übungen
Zwei einfache Übungen aus dem physiotherapeutischen „Notfallkoffer“ können bei leichten Beschwerden helfen. Führen Sie sie nur aus, wenn Sie sich schon etwas bewegt haben, also nicht direkt nach dem Aufstehen. Die Bewegungen dürfen keinen Schmerz auslösen:
1. Setzen Sie sich auf einen Stuhl oder Hocker, achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung. Winkeln Sie den linken Arm mit der Faust zur Schulter an und ziehen Sie die Schulter nach unten. Drehen Sie den Kopf um 45 Grad nach rechts und schauen Sie zum Boden. Die Dehnung seitlich am Nacken wird noch verstärkt, wenn Sie die rechte Hand über den Kopf zum linken Ohr führen und den Kopf leicht nach vorne und rechts unten ziehen. Halten Sie die Dehnung für mindestens 30 Sekunden und wiederholen Sie sie dann auf der anderen Seite. Führen Sie die Bewegungen langsam und bewusst durch.
2. Setzen Sie sich auf einen Stuhl oder Hocker, achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung. Legen Sie beide Hände an Ihren Hinterkopf. Bewegen Sie das Kinn in Richtung Brust und formen Sie so ein Doppelkinn. Während der Rücken aufrecht und gerade bleibt, führen Sie den Kopf weiter Richtung Brust, bis Sie einen leicht ziehenden oder brennenden Dehnschmerz im Nacken spüren. Halten Sie die Dehnung für mindestens 30 Sekunden. Führen Sie die Bewegungen langsam und bewusst durch.
Bildunterschrift: Der Physiotherapeut ist ein kompetenter Ansprechpartner: Er kann sanfte Dehn- und Bewegungsübungen anleiten oder bei stärkeren Beschwerden mit gezielten Techniken eingreifen.
Nach einem opulenten Weihnachtsessen, dem Genuss von Stollen, Plätzchen und anderen Köstlichkeiten ist Bewegung eine gute Abwechslung. Die einfache Lösung lautet: sich daheim gemeinsam bewegen. „Es gibt eine Vielzahl von Übungen, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet sind und beiden Spaß machen“, weiß die erfahrene Physiotherapeutin.
Ein Arsenal von Fitnessgeräten ist dafür nicht notwendig. Ein einfaches „Hilfsmittel“ ist in nahezu jedem Haushalt vorhanden und kann übungstechnisch genutzt werden: das Sofa. Das gemütliche Räkeln auf dem beliebten Sitzmöbel wird kurzerhand unterbrochen durch beispielweise den Sitz-Stand-Sprung. Dazu rutscht man im Sitzen ein wenig nach vorne, richtet den Oberkörper auf, spannt den Bauch an und springt nach oben (eine genaue Darstellung siehe unten bei den Übungsbeschreibungen). Diese vergleichsweise einfache Übung bringt gleich eine Reihe von Vorteilen. Sie kräftig die Beine, trainiert aber auch Standfestigkeit und Rumpfstabilität. Wer die Herausforderung erhöhen möchte, versucht es auf einem Bein. „Diese Übung fördert Sitz-, Stand- und Gangsicherheit und ist als Ganzkörperübung für alle Altersgruppen geeignet“, erläutert Repschläger.
„Ich packe meinen Bewegungskoffer“ ist eine Übung mit besonderem Spaßfaktor (siehe Übungsbeschreibung). Kreative Bewegungsideen und ein gutes Gedächtnis sind hier gefragt. Der Erste „packt“ seinen Bewegungskoffer, indem er eine Bewegung vormacht. Der nächste wiederholt sie und fügt eine andere hinzu. Das Ziel ist es, sich alle Bewegungen zu merken und in der richtigen Reihenfolge auszuführen. „Dies ist eine gute Übung zur Förderung von Koordination, Kognition und Gleichgewicht“, sagt Repschläger. Während für Kinder vielfach der Spaß im Vordergrund stehe, sei für ältere Menschen eine gute Koordinationsfähigkeit wichtig zur Kompensation konditioneller Defizite und sicheren Bewältigung des Alltags.
Eine Übung zur Förderung der Beweglichkeit und Dehnfähigkeit der Muskulatur rundet das kleine Übungsprogramm ab. Dabei können alle mitmachen: Den gehobenen Arm zur anderen Seite neigen, den Oberkörper drehen oder mal versuchen, mit den Händen zum oder in Richtung Boden zu kommen, sind einfache aber sehr effektive Übungen (siehe Übungsbeschreibung). Die Bedeutung von Mobilisation und Beweglichkeit sollte nicht unterschätzt werden. „Durch Beweglichkeitstraining wird die Funktionstüchtigkeit der Muskulatur erhalten, muskuläre Dysbalancen werden ausgeglichen und Muskelverspannungen reguliert“, erklärt die Physiotherapeutin.
So schnell kann es gehen: Mit dem kleinen Übungsprogramm sind schon alle wichtigen Funktionsbereiche und damit (ansatzweise) der ganze Körper trainiert. Wer sich als guten Vorsatz für das neue Jahr vornimmt, ein wenig „mehr“ zu tun, findet in Physiotherapeuten einen kompetenten Ansprechpartner. „Wir Physiotherapeuten behandeln bei Schmerzen, unterstützen aber auch gern, damit es gar nicht so weit kommt“, betont Repschläger.
Übungen:
„Sitz-Stand-Sprung“
Sitz auf dem Sofa (etwas nach vorne, die Oberschenkel liegen etwa bis zur Hälfte auf dem Sofa/Stuhl auf), Füße sind auf dem Boden, Oberkörper ist aufgerichtet, Bauch ist angespannt, Arme sind entweder am Körper oder aber die Arme sind nach vorne hochgestreckt.
Aufstehen mit der Körperspannung, sobald der Stand erreicht ist, mit beiden Füßen vom Boden abstoßen und einen kleinen Sprung machen, wieder landen, Stehen und dann in die Ausgangsstellung zurück (Wichtig: Oberkörper aufgerichtet lassen und die Bauchspannung halten!). Beim Hinsetzen nicht nach hinten „plumpsen“ lassen, sondern sich langsam hinsetzen. Schwerer: einbeinig abspringen. Drei Durchgänge mit je zehn Wiederholungen.
„Ich packe meinen Bewegungskoffer“
Alle sitzen oder stehen sich gegenüber. Nacheinander darf jeder eine Bewegung nennen. Die Bewegungen werden von jedem nacheinander durchgeführt. Dann wird wieder die Ausgangsstellung eingenommen und der nächste ist dran.
Beispiel:
Person A: Ich packe meinen Bewegungskoffer und hebe den rechten Arm senkrecht in die Luft.
Dies führen alle der Reihe nach einmal aus.
Person B: Ich packe meinen Bewegungskoffer und hebe den rechten Arm senkrecht in die Luft und mein linkes Bein.
Nun führen alle der Reihe nach diese beiden Bewegungen aus.
Person C: Ich packe meinen Bewegungskoffer und hebe den rechten Arm senkrecht in die Luft und mein linkes Bein und drehe meinen linken Fuß.
Alle drei Bewegungen werden von jedem ausgeführt.
Person D…
Ziel: Wer schafft, sich alle Bewegungen zu merken und in der richtigen Reihenfolge durchzuführen?
Mobilisation und Dehnen
Ausgangsstellung: Hüftbreiter Stand oder einen aufrechten Sitz
Übung 1: Ein Arm (rechts) wird seitlich nach oben bewegt, bis sich dieser über den Kopf zur anderen Seite neigt (Halbmond), dabei drei tiefe Atemzüge und die Seite wechseln.
Übung 2: Oberkörper so weit wie möglich langsam nach rechts und links drehen und dabei auch mit dem Kopf über die Schulter gucken.
Übung 3: Hände aus dem Stand mit gestreckten Beinen soweit wie möglich zum Fußboden bewegen, kurz halten und dann langsam wieder nach oben in den aufrechten Stand kommen.
]]>Frischgebackene Eltern geraten häufig an die eigenen Grenzen, wenn der Winzling nicht aufhören will zu schreien. Wenn die gestressten Eltern dann nach Ursachen suchen, stoßen sie dabei oft auch auf eine mögliche Störung mit dem Namen KiSS-Syndrom.
Der Begriff KiSS-Syndrom steht als Abkürzung für eine „Kopfgelenk-induzierte-Symmetrie-Störung“ bei Babys und Kleinkindern oder einfacher ausgedrückt: von schmerzhaften Verspannungen des oberen Halses ausgelöste Beschwerden bei diesen Kindern. Dabei handelt es sich nicht um eine Erkrankung im eigentlichen Sinne, sondern um eine Fehlstellung der Kopfgelenke (gebildet von den ersten zwei Wirbeln, die Atlas und Axis genannt werden).
Unterschiedliche Symptome können auf das KiSS-Syndrom hinweisen. Am häufigsten bemerken Eltern folgende Auffälligkeiten:
Das KiSS-Syndrom kann entstehen, wenn starker Zug oder Druck auf den Kopf und die obere Halswirbelsäule des Kindes ausgeübt wird, was bei einer Geburt zwangsläufig passiert. Besonders betroffen sind daher vermutlich Babys, bei denen zur Geburt eine Saugglocke oder Zange eingesetzt wurde. Aber auch bei Kindern mit einer Geburt per Kaiserschnitt findet man Symmetrie-Störungen.
Der Physiotherapeut kann nach einer Diagnosestellung und gegebenenfalls Behandlung durch den Arzt mit der Therapie beginnen. Bestenfalls geschieht dies bereits im Säuglingsalter. „In der Praxis zeigt sich, dass für die betroffenen Kinder eine frühe Beseitigung der Funktionsstörungen – auch durch Physiotherapie – sehr wichtig ist“, erklärt Ute Repschläger, Physiotherapeutin und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK). „Andernfalls kann es passieren, dass die kleinen Patienten die Fehlstellung und Schmerzen kompensieren, wodurch es zu Beeinträchtigungen in der weiteren motorischen und kognitiven Entwicklung kommen kann.“ Häufig wird das KiSS-Syndrom jedoch erst diagnostiziert, wenn bereits Entwicklungsstörungen aufgetreten sind. Funktionsprüfungen sowie eine gezielte Röntgenuntersuchung bringen dann Klarheit über die zugrunde liegende Ursache.
Unbehandelt steigt das Risiko, dass betroffene Kinder später beispielsweise an Gleichgewichtsproblemen leiden. Äußern kann sich dies in vermehrtem Stolpern und/oder Problemen, auf einem Bein zu stehen. Hinzu kommen eventuelle Störungen in der Fein- und Grobmotorik sowie in der Koordination. So haben diese Kinder etwa Schwierigkeiten beim Führen eines Stifts oder können einfache Bewegungsaufgaben wie zum Beispiel den beliebten „Hampelmann“ nicht ausführen. Haltungs-, Konzentrations- und auch Verhaltensstörungen oder Kopfschmerzen können ebenfalls auftreten. „Die Kinder kommen zum Teil erst im Grundschulalter mit Entwicklungsstörungen zu uns in die Praxis. Umso wichtiger sind dann die exakte ärztliche Diagnose und weitergehende physiotherapeutische Behandlungen“, betont die erfahrene Physiotherapeutin.
Damit bestehende Probleme effektiv behandelt werden können, ist ein aktives Einbeziehen der Eltern in den therapeutischen Prozess unverzichtbar. Der Therapeut leitet im täglichen Umgang (Lagern, Wickeln, Halten etc.) mit dem Kind an und gibt Tipps für weitere Maßnahmen, mit denen die Eltern die Therapie auch zuhause aktiv unterstützen können. Die gemeinsame Aufgabe ist, (potenzielle) Entwicklungsverzögerungen frühzeitig zu erkennen und ihnen durch einen individuell ausgerichteten Behandlungsplan gezielt entgegenzuwirken. „Unser Ziel ist es, dass sich das Kind möglichst altersgerecht und ohne Beeinträchtigungen für das spätere Leben entwickeln kann“, sagt Repschläger.
Bildunterschrift: Physiotherapeuten empfehlen, bei Kindern mit KiSS-Syndrom möglichst frühzeitig mit der Behandlung zu beginnen. © IFK
Das Bewegen in der freien Natur sorgt nicht nur für geistige Entspannungsmomente durch den Abstand vom mitunter stressigen Alltag. Es bringt auch nachweislich viele Vorteile für die körperliche Gesundheit mit sich – und lässt sich während der Corona-Pandemie gut mit ausreichend Abstand zu Mitwandernden ausüben.
Wer regelmäßig wandert, stärkt Knochen und Muskulatur. Darüber hinaus werden durch die kontrollierte körperliche Belastung Herzfrequenz und Stoffwechselprozesse gesteigert, wodurch Blutdruck, Cholesterinwerte und Blutzuckerspiegel langfristig gesenkt werden können. Dies ist besonders wichtig zur Risikosenkung für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes. Eine Studie des Instituts für Leistungsdiagnostik und Gesundheitsförderung e. V. (ILUG), die im Auftrag des Deutschen Wanderverbands durchgeführt wurde, konnte die positiven Effekte des Wanderns auf die Gesundheit bestätigen.
Wandern schafft also die idealen Voraussetzungen für ein gesundes Älterwerden. Und vor allem kann es – solange einen die eigenen Füße tragen – bis ins hohe Alter ausgeübt werden. Länge und Anspruch der Wegstrecke können problemlos an das eigene Leistungsniveau angepasst werden. „Wer Zweifel hat, ob das Wandern trotz – oder gerade wegen – einer Vorerkrankung das Richtige ist, lässt sich am besten vorab von einem Physiotherapeuten oder Arzt beraten“, rät Ute Repschläger, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK).
„Einige Physiotherapeuten haben sich zu zertifizierten Gesundheitswanderführern weiterbilden lassen und bieten geführte Gesundheitswanderungen an“, berichtet sie. Geführte Gesundheitswanderungen haben das Ziel, die Ausdauer der Teilnehmer behutsam zu steigern und wertvolle Informationen und Tipps zum gesunden Bewegen im Alltag mit auf den Weg zu geben. Außerdem werden inmitten der grünen Natur gemeinsame Übungseinheiten zur Förderung der Koordination, Entspannung und Stärkung der Muskulatur eingebaut. Manche Krankenkassen erkennen die regelmäßige Teilnahme an zertifizierten Gesundheitswanderungen sogar als Präventionsmaßnahme in ihrem Bonusprogramm an. Nähere Informationen dazu und Termine von geführten Wanderungen gibt es zum Beispiel beim Deutschen Wanderverband unter www.gesundheitswanderfuehrer.de. Dort gibt es auch Hinweise zum sicheren Wandern während der Corona-Pandemie.
Ob im Ausland oder in der näheren Umgebung: Schöne Wanderwege lassen sich fast überall erkunden. „Man sollte jedoch darauf achten, gutes Schuhwerk und angemessene Bekleidung zu tragen“, erinnert Repschläger. Es lohne sich in jedem Fall, die ersten schönen Sommertage für eine ausgedehnte Wanderung zu nutzen. Denn, wie wusste schon Mark Twain: „Das Geheimnis des Vorwärtskommens besteht darin, den ersten Schritt zu tun.“
]]>Es gibt wohl kaum eine Sportart, die den Körper auf so vielfältige Art und Weise trainiert wie Schwimmen. Durch die natürliche Auftriebskraft des Wassers ist Schwimmen besonders gelenk- und bänderschonend, die Belastung der Strukturen ist wesentlich geringer als an Land.
„Menschen mit Gelenkproblemen profitieren von den breit gefächerten Eigenschaften des Wassers. Aber auch hier kommt es auf die richtige Technik an“, erklärt Ute Repschläger, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK). Egal, ob Arthrose oder eine vorangegangene Verletzung: Im Wasser erleben die Patienten nicht selten zum ersten Mal wieder, dass sie sich schmerzfrei bewegen können. Je nach Vorerkrankungen eignen sich unterschiedliche Schwimmstile. Gerade beim Brustschwimmen sollten sich Ungeübte vorab Unterstützung hinsichtlich des Erlernens der ergonomisch sinnvollen Technik holen, um beispielsweise den Nacken nicht zu stark zu beanspruchen. Bei Knieproblemen ist eine Beratung bezüglich des Beinschlags sinnvoll.
Ute Repschläger fügt hinzu: „Neben dem üblichen Bahnenschwimmen gibt es auch Krankengymnastik im Bewegungsbad, die vom Arzt verordnet werden kann.“ Hier werde ebenfalls die Wirkung des Auftriebs sowie des Reibungswiderstands des Wassers genutzt. Unter professioneller Aufsicht des Physiotherapeuten werden patientenzentrierte Übungen zur Kräftigung der Muskulatur durchgeführt, die der Patient nach der Therapie auch eigenständig im Wasser durchführen kann. „Das Element Wasser bietet Patienten mit verschiedensten Problemen eine Möglichkeit, sich endlich wieder freier bewegen zu können und so einen Schritt Richtung Genesung zu machen“, erläutert Repschläger.
Und was gibt es Erfrischenderes, als bei diesen sommerlichen Temperaturen ins kühle Nass zu steigen?!
]]>Eine unglückliche Bewegung, eine nicht angemessene Anspannung der Muskulatur – und schon schießt die Hexe in den Rücken. Bei einem Hexenschuss blockiert ein Gelenk in der Lendenwirbelsäule. In der Folge verspannt sich schlagartig die umliegende Muskulatur, um den Bereich möglichst ruhig zu stellen. Viele Betroffene wissen sich im ersten Moment kaum zu helfen. Der unerwartete Schmerz zwingt sie in eine Schonhaltung
Meist führt dies zu einem Arzttermin. Nach erfolgter ärztlicher Kontrolle liefert die Physiotherapie dann einen wertvollen Beitrag im Heilungsprozess und der Prävention. Therapeuten können zunächst die Gelenkblockierung durch Manuelle Therapie lösen. „Außerdem erfahren die Patienten häufig eine deutliche Schmerzlinderung durch Entspannung der betroffenen Muskulatur. Hierbei stellt die Wärmetherapie eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen Physiotherapie dar“, erklärt Ute Repschläger, Vorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK). Besonders eine heiße Rolle mit feuchten Tüchern eigne sich. „Die Wärme dringt durch die Feuchtigkeit besser in die tiefe Muskulatur vor“, erläutert Repschläger. Der Arzt kann die Wärmetherapie auf der Heilmittelverordnung mit allgemeiner Krankengymnastik (KG) oder Manueller Therapie (MT) kombinieren. Dann wird einerseits aktiv auf einen ökonomischen Bewegungsablauf hingearbeitet und andererseits die verspannte Muskulatur bearbeitet. Bekräftigt wird dies in der „Nationalen Versorgungsleitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“, in der sich Fachleute für eine physiotherapeutisch angeleitete Bewegungstherapie bei akuten Kreuzschmerzen aussprechen, die sinnvoll durch Wärmetherapie und Manuelle Therapie ergänzt werden kann.
Physiotherapeuten unterstützen die Patienten zudem dabei, dass die Hexe so schnell nicht wieder zuschlägt. Sie geben Tipps für ein häusliches Übungsprogramm, bei dem die Mobilisation des Rückens sowie Dehnübungen im Mittelpunkt stehen. Dadurch wird die Beweglichkeit erhöht. Auch Kräftigungsübungen am Gerät sowie eine Korrektur der Körperhaltung sind sinnvoll.
]]>Die Verordnung bietet Physiotherapeuten in der Behandlung viele Möglichkeiten. In den 60 Therapieminuten pro Einheit können Therapeuten somit tagesaktuell entscheiden, welche Behandlung dem Patienten am meisten nützt. Die Leistungsposition umfasst zum Beispiel eine Atemtherapie, eine Anwendung entstauender Techniken und Massagen. Die Lebensqualität soll dadurch so lange es geht bestmöglich erhalten und in der finalen Phase ein würdevolles Sterben ermöglicht werden. Neben den therapeutischen Techniken inkludiert die Leistungsposition auch interdisziplinäre Absprachen sowie die Anleitung und Beratung der Bezugspersonen. Dadurch ist eine ganzheitliche Betreuung möglich.
„Während der Behandlung kann der Physiotherapeut auch verschiedene Heilmittel innerhalb einer Einheit kombinieren – die Bedürfnisse des Patienten in der letzten Lebensphase stehen im Mittelpunkt“, erläutert Ute Repschläger, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK). Der IFK hatte sich ausführlich mit der Palliativversorgung beschäftigt und die physiotherapeutischen Maßnahmen zur Unterstützung in der letzten Lebensphase initiiert.
Derzeit kann die Leistung nur Privatpatienten verordnet werden. Der IFK setzt sich jedoch dafür ein, dass die Position auch in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen wird.
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